Priv.-Doz. Dr. med. Jan Bredow ist der neue Chefarzt der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie am Krankenhaus Köln-Porz. Der Spezialist für Wirbelsäulenchirurgie stellte sich im Rahmen eines virtuellen Infoabends am Mittwoch, 9. März 2022, den PatientInnen und Angehörigen vor. Ein spannendes Thema hatte er auch gleich im Gepäck: Er sprach über die häufigsten Verschleißerkrankungen der Wirbelsäule vor und erläuterte, wodurch Rückenschmerzen entstehen.
Die Menschen werden immer älter und bleiben länger aktiv. Dadurch steigt der Anspruch auf die Lebensqualität im Alter. Das Arbeiten im Sitzen, Bewegungsmangel durch den modernen Lebensstil oder eine falsche Ernährung sind einige der Faktoren, die dem Kreuz zusetzen können. Daher ist es nicht verwunderlich, dass viele Menschen unter Rückenschmerzen leiden.
Eine wichtige Botschaft vermittelte Priv.-Doz. Dr. Bredow direkt zu Beginn: „Unspezifische Rückenschmerzen können durchaus etwas andauern und müssen nicht zwingend sofort behandelt werden. Dauern sie aber länger als sechs Wochen an, dann sind sie auf jeden Fall abklärungsbedürftig. Das ist wichtig, damit sie nicht chronisch werden. Gehen Sie damit bitte zum Arzt und lassen Sie sich untersuchen“, riet Priv.-Doz. Dr. Bredow den über 50 Teilnehmenden.
Ursache für den Verschleiß kann eine besondere Eigenschaft der Bandscheiben sein. Sie enthalten Flüssigkeit. Bei Druck geben sie diese ab und quellen bei Entlastung wieder auf. Mit den Jahren werden sie weniger flexibel, quellen nicht mehr so gut auf und entwickeln kleine Risse. Durch das „Schrumpfen“ der Bandscheibe, verringert sich die Höhe des Bandscheibensegementes und die beiden Anteile des Wirbelgelenkes rutschen ineinander. Die Folge ist eine Verengung des Wirbelkanals, die Spinalkanalstenose und eine Arthrose des Wirbelgelenks. Dies tritt vermehrt ab dem 60. Lebensjahr auf. Dadurch wird das durch den Kanal verlaufende Rückenmark eingeengt. Betroffene spüren eine Kraftlosigkeit in den Beinen und laufen vornübergebeugt, um den Rücken zu entlasten. Die Beschwerden können aber durchaus unterschiedlich sein und ein Mischbild ergeben.
Wie bei vielen Erkrankungen wird hier zunächst auf eine konservative Therapie gesetzt. Krankengymnastik, Massagen, Injektionen oder ein haltgebendes Mieder helfen, die Muskeln zu stabilisieren und Schmerzen zu lindern. Im Alter versteifen die Wirbel von allein. Wenn die natürliche Versteifung nicht ausreicht, oder wenn neurologische Ausfälle auftreten, sollte eine Operation in Betracht gezogen werden. Für Priv.-Doz. Dr. Bredow ist es wichtig darauf hinzuweisen, dass man nicht zu früh operieren sollte, wie das früher oft der Fall war. „Die erste Operation ist die wichtigste, sie sollte perfekt durchgeführt werden. Idealerweise bei einem Spezialisten.“ Mit jeder weiteren Operation eines Patienten oder einer Patientin sinke auch die Aussicht auf Erfolg. Operiert wird bei neurologischen Ausfällen oder wenn die Beschwerden sich mit der konservativen Therapie nicht bessern. Dazu werden die individuellen OP-Risiken sorgsam abgewogen. In über 92 Prozent der Fälle zeigt die Operation ein hervorragendes Ergebnis: Es ist den Betroffenen möglich, länger am Stück zu laufen und die Schmerzen werden deutlich reduziert oder verschwinden ganz.