Stuhlinkontinenz

Die Harn- und Stuhlinkontinenz sind eng miteinander verbundene Krankheitsbilder, die sich oft erst im 5. und 6. Lebensjahrzehnt ausbilden.

Die meisten Betroffenen sind in Alltag und Sozialleben stark eingeschränkt. Aufgrund der Scham, mit ihrer Erkrankung in die Öffentlichkeit zu treten, ist die Dunkelziffer sehr hoch: Die Zahl der Betroffenen wird in Deutschland auf ~1.5 Mio. geschätzt.

Die genauen Mechanismen für alle Erkrankungsformen sind bislang nicht vollständig geklärt, aber Urologie, Gynäkologie und Coloproktologie haben vor allem hinsichtlich Therapie viel voneinander lernen können.

Im Krankenhaus Porz am Rhein arbeiten diese drei Fachgebiete im Beckenbodenzentrum unter einem Dach interdisziplinär zusammen. Unser gemeinsames Ziel ist es, aus der Vielzahl der Therapiemöglichkeiten die optimale Behandlung für Sie auswählen.

Was ist Stuhlinkontinenz?

Unter Stuhlinkontinenz versteht man die Unfähigkeit, Stuhl willentlich bis zur gewünschten Defäkation (Stuhlentleerung) zurückzuhalten. Entsprechend ihrer Ausprägung unterscheidet man drei Schweregrade der Inkontinenz:

  1. gelegentliches Stuhlschmieren oder Abgang von Darmgasen
  2. Unfähigkeit flüssigen Stuhl willentlich zurückzuhalten
  3. Unfähigkeit festen Stuhl willentlich zurückzuhalten
Was sind Ursachen einer Stuhlinkontinenz?

Sowohl die Fähigkeit, Stuhl willentlich zurückzuhalten als auch zu gewünschter Zeit zu entleeren, erfordert ein komplexes Zusammenspiel von Mastdarm, Nervensystem, Beckenboden und Schließmuskel. Störungen dieser Faktoren (einzeln oder in Kombination) können zur Inkontinenz führen. Häufigste Ursachen sind komplette und Inkomplette Vorfälle des Mastdarmes, Hämorrhoiden und Verletzungen des Schließmuskels nach Entbindung oder Dammschnitt. Bei vielen Patienten lässt sich trotz intensiver Diagnostik eine Ursache der Inkontinenz nicht finden.

Diagnostik und Therapie

Nach Erörtern der Vorgeschichte (z. B. Darm-Operationen, Entbindung, Dammschnitt oder -riss) stehen uns verschiedene Untersuchungen zur Verfügung:

  • Prokto-/ Rektoskopie (Spiegelung des Analkanals/ des Mastdarmes)
  • Endosonographie (Ultraschall-Untersuchung) des Schließmuskels
  • Analmanometrie (Funktionsprüfung / Druckmessung des Schließmuskels)
  • Defäkographie (Röntgen-Untersuchung des Stuhlganges)
    ggf. weiterführende Untersuchungen wie z. B. Analsphinkter-EMG (Untersuchung der nervalen Schließmuskelsteuerung)
Behandlungsmöglichkeiten

Therapie der Inkontinenz ist in erster Linie Therapie der zugrundeliegenden Grunderkrankung (z. B. Behandlung der Hämorrhoiden, Therapie des Mastdarmvorfalles). Kann eine Ursache der Inkontinenz nicht gefunden werden, stehen mehrere „konservative“ Therapieverfahren zur Verfügung:

  • Beckenboden-Gymnastik
  • Biofeedback-Training
  • Elektrostimulation des Schließmuskels

Bei anhaltender Schwäche des Schließmuskels oder schweren Zerstörungen kommen zwei Verfahren in Frage:

  1. Stimulation des Beckenbodens über einen einpflanzbaren Schrittmacher – eine sehr effektive Methode, die schlagartig die Kontinenz wiederherstellen kann (Sakrale Neurostimulation).
  2. Ersatz des Schließmuskels durch einen körpereigenen Oberschenkelmuskel, der ebenfalls dann durch einen Schrittmacher gesteuert wird (Neurostimulierte Gracilisplastik).