Morbus Crohn

Allgemeines

Der Morbus Crohn gehört zur Gruppe der chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen. Es handelt sich um eine Entzündung, die im gesamten Magen-Darm-Trakt von der Mundhöhle bis zum After auftreten kann.

Bevorzugt befallen sind der untere Dünndarm (terminales Ileum, Befall in zirka 40 %) und Dickdarm (Colon), seltener Speiseröhre (Ösophagus) und Mund. Charakterisierend für Morbus Crohn ist der abschnittsweise Befall der Darmschleimhaut, es können also gleichzeitig mehrere Darmabschnitte erkrankt sein, die durch gesunde Anteile voneinander getrennt sind. Die Erkrankung ist benannt nach dem amerikanischen Magen- und Darmspezialisten Burrill Bernard Crohn (1884-1983), der das Krankheitsbild 1932 erstmals beschrieb.

Andere Bezeichnungen

Enteritis regionalis Crohn, Ileitis terminalis, Enterocolitis regionalis und sklerosierende chronische Enteritis, Abkürzungen: MC, CD (Crohn’s Disease) und zusammen mit der Colitis ulcerosa als CED (Chronisch entzündliche Darmerkrankung, engl. IBD: inflammatory bowel disease).

Ansprechpartner

Prof. Dr. med. Anton Kroesen
Chefarzt der Allgemein-, Viszeral-, Tumor- und koloproktologischen Chirurgie

DGAV Zertifizierung - Referenzzentrum für Chirurgische Koloproktologie

Mögliche Ursachen von Morbus Crohn

Welche Faktoren der Umwelt zur verbreiteten Entwicklung des Morbus Crohn in Gesellschaften mit hohem hygienischem Standard führen ist noch unklar. Möglicherweise beugt ein Befall mit Parasiten (beispielsweise Würmern), durch eine spezifische Modulation der Immunantwort der Chronifizierung der Entzündungsreaktion vor. Auch andere Hypothesen, wie die Schädigung der Darmbarriere durch die zunehmende Exposition gegenüber Detergentien, wie Seifen, Weichmachern oder Emulgatoren, könnte dazu beitragen, die Barrierefunktion der Darmwand zu schädigen und so dem Eindringen von Bakterien der normalen Darmflora Vorschub zu leisten. Wahrscheinlich sekundär ist, dass die Darmflora bei Morbus-Crohn-PatientInnen verändert ist: Im Vergleich zu Gesunden findet man eine deutliche Reduktion der Anzahl verschiedener Bakterienspezies.

Früher vermutete Zusammenhänge mit einer spezifischen Ernährung, wie etwa vermehrter Gebrauch von raffinierten Zuckersorten bei MC-PatientInnen, werden heute als sekundär erachtet, da viele Morbus-Crohn-PatientInnen aufgrund der Entzündungen im Dünndarm eine generell verminderte Resorption und damit eine schlechtere Nahrungsverwertung aufweisen.

Es ist bekannt, dass emotionale Belastungen Veränderungen der Darmfunktionen und abdominelle Beschwerden wie Bauchschmerzen und Durchfälle auslösen oder verstärken können. Psychosozialer Stress kann zur Symptomauslösung oder -verstärkung führen. Es wird vermutet, dass bei den CED psychosozialer Stress auch zu einer Fehlregulation der Immunantwort und – bei entsprechender Veranlagung – zur Krankheitsaktivierung führen kann. Stress kann bei Morbus-Crohn-PatientInnen zum Auftreten erneuter Entzündungen führen.

Das Risiko der Entwicklung eines Morbus Crohn ist bei Menschen, die rauchen, doppelt so hoch wie bei NichtraucherInnen. Eine Beendigung des Rauchens wirkt sich in der Regel günstig auf den Krankheitsverlauf oder auf die Rezidivrate nach einer Operation aus.

Es besteht möglicherweise eine erbliche Veranlagung für die Krankheit. Mittlerweile wurden mehrere Erbfaktoren entdeckt, deren Nachweis das Risiko für die Krankheit erhöhen. Es wurden mehrere Gene entdeckt, die auf eine Vererbbarkeit deuten.

Die Erkrankung

Die Ursachen des Morbus Crohn sind nicht geklärt. Burill B. Crohn hielt den M. Crohn für eine durch intrazelluläre Bakterien oder Viren ausgelöste Erkrankung. Dies konnte bis heute nicht bewiesen werden. Es sind aber eine Reihe von Konditionen bekannt, die bei der Entstehung der Erkrankung von Bedeutung sind.

in den westlichen Industriestaaten liegt die jährliche Anzahl von Neuerkrankungen von M. Crohn bei etwa 8 auf 100.000 EinwohnerInnen, die Prävalenz (der Bestand an Erkrankten) bei etwa 150 auf 100.000. Die Zahl der Erkrankungen nimmt in den letzten 20 Jahren zu. Beide Geschlechter sind gleich häufig betroffen, meist erkranken junge Erwachsene zwischen dem 16. und 35. Lebensjahr sowie ältere Menschen ab einem Alter von 60. Man beobachtet sowohl eine familiäre Häufung als auch eine ethnische. Hellhäutige Menschen erkranken etwa doppelt so oft wie dunkelhäutige.

Morbus Crohn beginnt meist beim jungen Erwachsenen mit Müdigkeit, Schmerzen im rechten Unterbauch und (meist unblutigen) Durchfällen. Ebenfalls können unklares Fieber, starker Gewichtsverlust, Übelkeit und Erbrechen entstehen. Eine Manifestation der Erkrankung ohne Durchfall ist auch möglich. Schubweise auch mit Fieber, einem Anstieg der weißen Blutkörperchen und einer Anämie (Abnahme des roten Blutfarbstoffes). Bei vielen PatientInnen jedoch ist die Art und das Empfinden der Symptome unterschiedlich. Es kann beispielsweise zu Beginn und im Verlauf einer „Entzündungsphase“ (einem so genannten „Schub“) zu Appetitlosigkeit, Schmerzen oder Krämpfen im gesamten Unterbauch und Oberbauch kommen. Auch wird von Betroffenen „schmetterlingsartiges Kribbeln“ beschrieben, das nach einem Toilettengang verschwindet oder zeitweise zu einer Besserung der Symptomatik führt.

In Europa und Nordamerika betrifft diese Krankheit zumeist weiße Menschen und beginnt meistens zwischen 15 und 30 Jahren.

  • Fistel: Fisteln treten im chronischen Verlauf recht häufig auf und können recht verschieden sein: Haut, am After, zwischen Darmschlingen, zur Scheide, zur Harnbase, in das Weichgewebe.
  • Seltener hingegen sind Fisteln in die freie Bauchhöhle hinein, da die Umgebung des Darms meist stark verwachsen ist.
  • Abszess: intra- und retroperitoneale Abszesse kommen vor
    Darmblutungen
  • Abdomensonographie: (Ultraschall-Untersuchung des Bauches): Typisch ist die segmentale Verdickung der Darmmukosa.
  • Labor: Entzündungsparameter sind erhöht (BSG und CRP), Veränderung der Parameter durch Malabsorption, Anämie (verursacht durch Blutverlust oder Vitamin B12 Mangel / Perniziöse Anämie), Leukozytose, Antikörper gegen Saccharomyces cerevisiae (ASCA).
  • Röntgenuntersuchung oder Magnetresonanztomographie mit Kontrastmittel: Pflastersteinrelief, Fisteln, segmentale Stenosen
  • Ileo-Koloskopie: Frühstadium -> Schleimhautläsionen, fleckige Rötungen; während eines aktiven Schubs -> Ulzerationen, Pflastersteinrelief, Fissuren, Fisteln; Spätstadium -> Stenosen.

Die chirurgische Therapie bei Morbus Crohn wird in der Regel in Erwägung gezogen, wenn die medikamentöse Behandlung nicht ausreicht, Komplikationen auftreten oder eine andere schwerwiegende Manifestation der Erkrankung vorliegt. Morbus Crohn ist, wie schon erwähnt, eine leider nicht heilbare chronisch entzündliche Darmerkrankung, die alle Abschnitte des Verdauungstrakts betreffen kann, häufig jedoch den Dünndarm und den Übergang zum Dickdarm.

Wann muss operiert werden?

  1. Komplikationen:
    • Abszesse oder Fisteln (Verbindungen zwischen benachbarten Organen oder Haut und Darm)
    • Stenosen oder Strikturen (engstellen des Darms, die zu Obstruktionen führen)
    • Darmperforationen
    • Massive Blutungen oder nicht kontrollierbare Blutungen
    • Krebsvorstufen oder Darmkrebs in Zusammenhang mit Morbus Crohn
  1. Therapieversagen: Wenn medikamentöse Behandlungen (wie Kortikosteroide, Immunsuppressiva, Biologika) nicht ausreichend wirken oder schwere Nebenwirkungen verursachen.
  2. Symptomatische Therapie: Wenn die Symptome (z.B. Schmerzen, Diarrhö) trotz medikamentöser Behandlung nicht kontrolliert werden können.

 

Chirurgische Verfahren:

  1. Resektion (Teilresektion wie z.B. Ileozökalresektion, Proktokolektomien):
    • Dies ist die häufigste chirurgische Methode. Dabei wird der erkrankte Abschnitt des Darms entfernt. Bei vielen Patienten mit Morbus Crohn kann dies eine deutliche Verbesserung bringen und die Lebensqualität steigern. Eine Resektion ist jedoch nicht heilend und der Morbus Crohn kann an anderen Stellen des Darms wiederauftreten.
  1. Stoma (Künstlicher Darmausgang):
    • In einigen wenigen Fällen, besonders bei schweren Komplikationen oder nicht rekonstruierbaren Schäden, kann ein Stoma erforderlich sein. Dabei wird ein künstlicher Darmausgang geschaffen, entweder als temporäre oder permanente Lösung.
  1. Fisteln:
    • Wenn Fisteln (veränderte Verbindungen zwischen Darm und anderen Organen oder der Haut) bestehen, müssen diese häufig chirurgisch entfernt oder umgangen werden.
    • Dabei ist die Chirurgische Therapie die einzig sinnvolle beim Vorliegen einer Fistel!

 

Ziel der Chirurgie:

Das Hauptziel der chirurgischen Therapie ist es, die Lebensqualität der Patienten zu verbessern, akute Komplikationen zu beheben und den chronischen Krankheitsverlauf zu stabilisieren.

Wichtige Überlegungen:

  • Rezidive: Trotz chirurgischer Eingriffe kann die Krankheit in anderen Teilen des Darms wieder auftreten.
  • Erhalt der Darmfunktion: Bei der chirurgischen Therapie wird stets versucht, die Darmfunktion so weit wie möglich zu erhalten, um eine Lebensqualität zu gewährleisten.
  • Multidisziplinäre Behandlung: Chirurgie bei Morbus Crohn erfolgt häufig in Zusammenarbeit mit Gastroenterologen und Ernährungsberatern.

Die Entscheidung zur Operation wird individuell getroffen und basiert auf dem klinischen Verlauf, den Komplikationen und den spezifischen Bedürfnissen des Patienten. Wir sind ein deutschlandweit anerkanntes Zentrum für die chirurgische Therapie von Morbus Crohn, Herr Prof. Kroesen ist Referent auf zahlreichen nationalen und internationalen Kongressen, gemeinsam führen wir zudem einen jährlich stattfindenden Workshop durch, um interessierten Kollegen die Chirurgische Therapie des M. Crohn näher zu bringen.