Colitis ulcerosa

… der Erkrankung ist nicht bekannt. Es gibt jedoch Hinweise auf eine gestörte Barrierefunktion der Dickdarmschleimhaut, die im Weiteren zu einer chronischen Aktivierung und einer Überreaktion des Immunsystems führt.

… (blutiger Durchfall, Stuhldrang, häufiger Stuhlgang, Darmkrämpfe, Gefühl der nicht vollständigen Darmentleerung) sind sehr unangenehm und bei längerer Dauer gefährlich. Durch die Entzündung des Dickdarmes kann der Wasserentzug aus dem Darminhalt nicht mehr stattfinden und es kommt zu massiven Durchfällen mit Schleim und Blut, die von starken Krämpfen begleitet sind. Die Entzündungswerte sind erhöht. Die Erkrankung tritt bei der Hälfte der PatientInnen schubweise auf und ist bei der anderen Hälfte der PatientInnen ständig aktiv. Auch nach längerem krankheitsfreiem Intervall kann sie wieder ausbrechen.

… sind vor allem das Auftreten von Perforationen der Darmwand mit nachfolgendem Abszess im Bauch oder kleinen Becken. Zu diesen Perforationen (Durchbruch der Darmwand) kommt es, wenn die Entzündung so stark ist, dass die Wand des Darmes unter dem im Darm herrschenden Druck nachgibt. Dann kann Stuhlgang in die Bauchhöhle fließen. Die Ausbildung einer Aufweitung des Dickdarms (toxisches Megakolon), die den Transport von Darminhalt verhindert und damit zum Darmverschluss führt ist eine weitere Komplikation und bei einigen PatientInnen kann es auch zu sehr starken Blutungen aus dem Darm kommen. Eine Beteiligung des Afters mit Fisteln oder Abszessen ist nicht so häufig wie bei M. Crohn (<5%). Im Langzeitverlauf wird die Entstehung von Karzinomen des Darmes häufiger beobachtet als bei Personen, die nicht an Colitis ulcerosa erkrankt sind. Wenn jedoch die Salicylate regelmäßig eingenommen werden, vermindert sich das Auftreten von Darmkrebs noch unter die Rate des Auftretens in der sonstigen Bevölkerung.

… sind Blutuntersuchungen (es existieren zwei spezielle Antikörper – ASCA und pANCA, mit denen geklärt werden kann, ob es sich Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa handelt), Ultraschall, Computertomographie oder Magnetresonanztomographie und vor allem die Koloskopie notwendig. PatientInnen mit einer seit mehr als 8 Jahren bestehenden Colitis ulcerosa sollten jedes Jahr, mindestens aber alle zwei Jahre koloskopiert werden.

… bedarf aufgrund des langen chronischen Verlaufes und der Gefährlichkeit der oben genannten Komplikationen einer spezialisierten Behandlung. Zuerst wird eine Koloskopie durchgeführt. Meist ist eine Langzeittherapie mit Medikamenten notwendig. In speziellen Fällen, bei schwerer Erkrankung, wenn Acetylsalicylsäurederivate nicht mehr helfen, müssen auch Immunsuppressiva und Steroide eingenommen werden. In einer Studie aus 2005 konnte gezeigt werden, das unter Umständen auch probiotische Substanzen zum Abklingen der Entzündung führen. Die Medikamente können nicht nur als Tabletten, sondern auch als Schaum oder Einläufe in den Enddarm eingebracht werden, wenn sich die Entzündung im Enddarm befindet. Dann wird nicht der gesamte Körper mit den Nebenwirkungen der Medikamente belastet.

… soll weiteren Schüben vorbeugen und die Komplikationen so verhindern. Zusätzlich wird eine jährliche Darmspiegelung durchgeführt, um einen drohenden Darmkrebs rechtzeitig zu erkennen und zu behandeln. Diese Behandlung wird vor allem mit 5-ASA vorgenommen. Probiotika verhindern einen Rückfall jedoch genauso effektiv wie oder sogar besser als 5-ASA.

Beim Auftreten von Komplikationen sollte umgehend eine Ärztin/ ein Arzt aufgesucht werden. Dieser wird, falls er sich nicht häufiger mit der Erkrankung befasst, für eine Entlastung sorgen und die weitere Behandlung in die Hände von SpezialistInnen legen.

Bei Auftreten eines toxischen Megakolons oder von mehreren Karzinomen des Darms muss unter Umständen eine Entfernung des gesamten Dickdarmes erwogen werden. Dabei wird der gesamte Dick- und Enddarm entfernt und in den meisten Fällen eine Verbindung zwischen Dünndarm und After (ileoanaler Pouch) hergestellt. Durch diesen Eingriff können die Patienten geheilt werden und müssen dann keine weiteren Medikamente einnehmen. In Langzeituntersuchungen wurde gezeigt, dass 88% der Patienten, die an einem schweren Verlauf der Colitis ulcerosa leiden, im Verlauf auf diese Art operiert werden müssen.

Operation

Der weit überwiegende Anteil der Patienten mit Colitis ulcerosa kann zunächst durch Medikamente behandelt werden, die die Krankheit und die damit verbundenen Symptome unter Kontrolle bringen können. Erst im weiteren Verlauf der Erkrankung – oft erst nach vielen Jahren – stellt sich die Frage nach der Operation.

Mögliche Gründe für eine Operation sind…

  • Ein hochakuter Verlauf und fehlendes Ansprechen auf die medikamentöse Therapie
  • Ein unbefriedigendes Ansprechen oder starken Nebenwirkungen auf die medikamentöse Therapie (z. B. Kortisonnebenwirkungen wie Bluthochdruck, Gewichtszunahme, erhöhte Blutzuckerspiegel, Osteoporose))       
  • Eine Wachstumsretardierung im Kindesalter
  • Bei Nachweis von Zellveränderungen in der Schleimhaut, die einen Krebs ankündigen (Dysplasien)
  • Bei bereits eingetretener bösartiger Entartung (Krebs)

Wird eine Operation unumgänglich, so gilt heute ein sogenanntes zwei- oder dreizeitiges Operationsverfahren als Standard, das trotz der vollständigen Dickdarmentfernung eine Stuhlentleerung auf natürlichem Wege ohne dauerhaften künstlichen Darmausgang ermöglicht (restaurative Proktokolektomie). Dabei wird zunächst der gesamte Dickdarm inklusive der Schleimhaut, die über dem Schließmuskel sitzt, entfernt. Der Schließmuskel bleibt dabei erhalten und somit die Fähigkeit, den Stuhl zu halten. Nun wird aus dem verbliebenen Dünndarm ein Reservoir für den Stuhl konstruiert, der so genannte Ileum-J-Pouch. Dieser wird dann an den After genäht. Damit die Konstruktion in Ruhe heilen kann, legen wir meist einen vorübergehenden künstlichen Darmausgang (Stoma) an, der dann etwa 6-8 Wochen später in einem kleinen Eingriff beseitigt werden kann. Wir führen diesen Eingriff in der Regel in laparoskopischer Technik („Schlüssellochoperation“) durch.

Eine Alternative zu diesem Verfahren ist nach der Entfernung des Dickdarms einen dauerhaften künstlichen Dünndarmausgang (sogenanntes Ileostoma) oder ein kontinentes Stoma nach Kock anzulegen. Es gibt eine Anzahl von Gründen, sich für diese Wege zu entscheiden. Der offensichtlichste ist eine eingeschränkte Funktion des Schließmuskels, bei der man eine Inkontinenz erwarten muss. Aber auch andere Gründe oder Vorbehalte der Patienten können für den Verzicht auf den Pouch und die Ileostomaanlage sprechen. Wir nehmen uns hier die Zeit, ausführlich mit Ihnen über den einzuschlagenden Weg zu sprechen und die nötigen Informationen zu vermitteln.

Wir sind ein deutschlandweit anerkanntes Zentrum für die chirurgische Therapie von Colitis ulcerosa, Herr Prof. Kroesen ist Referent auf zahlreichen nationalen und internationalen Kongressen, gemeinsam führen wir zudem einen jährlich stattfindenden Workshop durch, um interessierten KollegInnen die Chirurgische Therapie der Colitis ulcerosa näher zu bringen.